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Immer mehr Ärzte helfen im Ausland Dezember 5, 2007

Posted by toebi in Uncategorized.
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Engagement Sie opfern ihre Freizeit für ehrenamtliche Arbeit in Entwicklungsländern

Ärzteorganisationen und Kammer registrieren starken Anstieg der Zahl der Einsätze. Auch Pensionäre gehen nach Afrika, Asien oder Südamerika. Davon berichtet das Abendblatt

Von Miriam Opresnik

Dr. Thomas  Kreusch (l.) und  Dr. Uwe Thiede  auf der Terrasse  ihres Hotels im  indischen Hochland.  Sie gehören  zu den Ärzten, die  unentgeltlich im  Ausland helfen.

Entspannung nach einem langen Arbeitstag: Dr. Thomas Kreusch (l.) und Dr. Uwe Thiede auf der Terrasse ihres Hotels im indischen Hochland. Sie gehören zu den Ärzten, die unentgeltlich im Ausland helfen. Foto: Privat

Fliegen können sie nicht, Wände hochlaufen auch nicht. Sie haben keinen Röntgenblick, keine übermenschlichen Fähigkeiten. Helden sind sie trotzdem. Statt eines roten Umhangs wie Superman tragen sie einen weißen Kittel: Ärzte im Hilfseinsatz.

Immer mehr Hamburger Mediziner leisten Hilfseinsätze im Ausland. Sie opfern ihre Freizeit, ihren Urlaub, um in Entwicklungsländern Gutes zu tun. Unentgeltlich. Allein die Hilfsorganisation „Ärzte für die Dritte Welt“ schickte im vergangenen Jahr 292 Ärzte zu 328 Einsätzen ins Ausland – vier Jahre vorher waren es „nur“ 240 Einsätze. Zehn Mediziner kamen aus Hamburg – in diesem Jahr sind es schon 13. „Die Menschen wollen denjenigen helfen, denen es nicht so gut geht. Sie wollen anderen etwas zurückgeben“, sagt Dr. Harald Kischlat, Geschäftsführer von „Ärzte für die Dritte Welt“.

Kein Einzelfall: Auch die Hamburger Ärztekammer und die deutsche Sektion von „Ärzte ohne Grenzen“ registrieren eine Zunahme von Hilfseinsätzen im Ausland. Während „Ärzte ohne Grenzen“ im Jahr 2000 rund 115 Mitarbeiter in Krisengebiete entsendete, waren es im vergangenen Jahr bereits 262 – 18 davon kamen aus Hamburg.

„Wir merken seit einigen Jahren, dass sich immer mehr Ärzte ehrenamtlich im Ausland engagieren“, sagt Dorthe Kieckbusch, Sprecherin der Ärztekammer Hamburg. „Die Mediziner wollen Gutes tun. Und zwar nicht nur hier, sondern auch im Ausland.“ Und die „Dunkelziffer“ sei vermutlich noch viel größer. Denn viele Einsätze von Ärzten in anderen Ländern werden nirgendwo registriert.

Die Helden in medizinischer Mission stammen aus allen Fachrichtungen, aus allen Altersgruppen. Vom Zahnarzt bis zum Orthopäden, vom Allgemeinmediziner bis zum Chirurgen, vom Berufsanfänger bis zum pensionierten Arzt. Vor allem die Zahl der Rentner, die sich im Ausland engagieren, steigt kontinuierlich an. Derzeit sind bereits 20 Prozent der „Ärzte für die Dritte Welt“ pensionierte Mediziner – Tendenz steigend.

„Viele Rentner fühlen sich zu jung für den Ruhestand und wollen ihr Wissen weitergeben“, sagt Julia Haun vom Senior Expert Service (SES). Die Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit bietet interessierten Pensionären die Möglichkeit, ihre Kenntnisse im In- und Ausland an andere zu vermitteln. Allein in diesem Jahr ist die Zahl der Senior-Experten im medizinischen Bereich von 710 im Januar auf derzeit 813 angestiegen. 53 von ihnen kommen aus Hamburg. „Die Zahl steigt jährlich um circa vier Prozent“, sagt Julia Haun vom SES. Warum? „Viele wollten solche Einsätze schon immer übernehmen, konnten das aber wegen eigener Praxis oder familiärer Verpflichtungen nicht. Sie erfüllen sich damit einen Lebenstraum“, weiß Dr. Kischlat von „Ärzte für die Dritte Welt“.

So war es auch bei Dr. Manfred Peters (66) aus Niendorf. 20 Jahre lang hatte der Internist eine Praxis in Wandsbek, 20 Jahre lang hat er sich dort um seine Patienten in Hamburg gekümmert. „Ich konnte meine Praxis nicht einfach sechs Wochen oder noch länger schließen und ins Ausland gehen“, sagt Dr. Peters. Erst als er 2004 in Rente ging, konnte er – wollte er.

Dreimal war der Hamburger Arzt seitdem zu Hifseinsätzen im Ausland. Und er ist nicht der Einzige: Sein Kollege Dr. Wolfgang Reinpold (46) vom Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand hat ebenfalls gerade seinen dritten Einsatz absolviert. Und Dr. Thomas Kreusch vom Klinikum Nord war in der vergangenen Woche bereits zum 18. Mal auf Hilfsmission in Indien. Ob er ein Held ist? „Nein! Nur ein Arzt, der Freude an seiner Arbeit hat und anderen helfen will.“

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