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Kulturelle Unterschiedlichkeit als Chance: Pilotstudie zum Tutoreneinsatz zur Kariesprävention bei Kindern aus sozial benachteiligten Haushalten und/oder mit Migrationshintergrund Mai 3, 2009

Posted by toebi in Uncategorized.
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Hintergrund: Bei Kindern ist eine starke Ungleichverteilung der Karieshäufigkeit zu beobachten. Mehr als 75% der Karies wird bei Kindern aus sozial benachteiligten Bevölkerungsschichten festgestellt. Gleichzeitig sind die Erfolge zielgerichteter Präventionsanstrengungen gerade bei dieser Bevölkerungsgruppe gering.

Ziele der Studie: Evaluation eines adressatenorientierten Tutorenprogramms hinsichtlich der Steigerung von Mundgesundheit förderndem Verhalten bei Erst- und Viertklässlern in einer sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppe mit hohem Migrationshintergrund.

Studiendesign: Zwei vierte Klassen (30 Kinder, Durchschnittsalter 9,6 Jahre) und zwei erste Klassen (38 Kinder, Durchschnittsalter 6,6 Jahre) wurden zufällig in einer dreizügigen Kölner Grundschule mit hohem Migrationsanteil ausgewählt.

Dr. Claus H. Reinhardt 1,2, Nadine Löpker3, Prof. Dr.  Michael J. Noack2, Dr. Evelyne Rosen4, Prof. Dr. Klaus Klein5

Dr. C. Reinhardt, Barthelstr. 36, 50823 Köln, Tel: 0221 / 2718258, drcreinhar@aol.com

Die vierten Klassen absolvierten einen vorbereitenden Unterricht hinsichtlich der Grundlagen der Kariesentstehung und einer adäquaten Mundhygiene. Mittels dieser Hintergrundinformationen entwickelten die Viertklässler in einem fächerübergreifenden Unterrichtsprojekt ein Tutorenprogramm in dem sie den Erstklässlern das oben genannte Wissen in Theorie und Praxis beibringen könnten. Im Anschluss wurden hinsichtlich der Herkunftsländer möglichst homogene Gruppen aus Erst- und Viertklässlern gebildet und das Tutorenprogramm während zwei Unterrichtsstunden durchgeführt.

In dieser Längsschnittstudie wurde jeder Erst- und Viertklässler vor und sieben Tage nach dem Tutorenprogramm interviewt, sein Zähneputzen aufgezeichnet und hinsichtlich Zahnputzzeit, Zahnputzmethode und –systematik ausgewertet.

Ergebnisse: Nach Durchführung des Tutorenprogramms fanden sich sowohl bei Erst- als auch Viertklässlern signifikant häufiger (P<.001) kreisende Zahnputzbewegungen und eine alle Zahnflächen erfassende Zahnputzsystematik, bei den Viertklässlern fand sich zusätzlich eine signifikant (P<.001) verlängerte Zahnputzzeit.

Schlussfolgerungen: Das vorgestellte Tutorenprogramm führte bei Erst- und Viertklässlern zu signifikanten Verbesserungen der untersuchten Mundhygieneparameter. Durch das Tutoren-Studiendesign konnten den Erstklässlern authentische Rollenmodelle präsentiert werden und so sowohl sprachliche als auch kulturelle Barrieren überwunden werden und gleichzeitig den Viertklässlern eine Lernumgebung angeboten werden, die Empowerment (Selbstwirksamkeit) stärken kann.

Dieses Tutorenprogramm wurde unter Beachtung der gültigen Lehrpläne der Erst- und Viertklässler entwickelt und kann mittels der entwickelten Materialien vom lokalen Lehrkörper weitgehend selbst unter Aufwendung minimaler Zusatzkosten durchgeführt werden. Weiterhin profitieren sowohl die Viertklässler, die als Tutoren fungieren, als auch die Viertklässler, die unterrichtet wurden. Damit scheint dieser Ansatz ein machbarer und anwendbarer Anstoß zur Stärkung der Mundhygiene in Grundschulen allgemein und in Grundschulen mit hohem Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund im Speziellen zu sein. Nächster Schritt wird nun die Evaluation dieses Ansatzes in weiteren Modellgrundschulen sein, um so feststellen zu können, ob dieser Ansatz in der Fläche eingesetzt werden kann.

Adressen Arbeits- / Autorengruppe

1 Studienseminar Köln, Seminar für das Lehramt am Berufskolleg Köln, Claudiusstraße 1, 50678 Köln

2 Medizinische Einrichtungen der Universität zu Köln, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde

– Zahnerhaltung und Parodontologie, Kerpener Str. 32, 50931 Köln

3 Katholische Grundschule, Neufelder Straße 2-4, 51067 Köln

4 Université Charles-de-Gaulle Lille 3, Domaine universitaire du “Pont de Bois“,

BP 149, 59653 Villeneuve d`Ascq cedex, France

5 Forschungsstelle für Gesundheitserziehung des Instituts für Biologie und ihre Didaktik der Universität zu

Köln, Herbert-Lewin-Str. 2, 50931 Köln

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